Schönheit, so sagt man, liegt im Auge des Betrachters. Mit der Romantik verhält es sich ähnlich. Ob man ein Candle-Light-Dinner beim Nobel-Italiener, Lagerfeuerromantik auf dem Zeltplatz oder den Liegestuhl am Meer als besonders atmosphärisch empfindet, ist individuell verschieden. Auf bestimmte „Romantik-Booster“ wie Sonnenauf- und -untergänge können sich die meisten Menschen einigen.
Derart banal kommen die Werke der russischen Künstlerin Lena Krasotina nicht daher. Motive in gedeckten Farben zeigen vorwiegend ruhige, spannungsarme und triste Gegenden, berühren aber gerade durch ihre entrückte Verlassenheit sehr. Melancholie und Romantik harmonieren eben perfekt.
Lena Krasotina wurde 1974 in Moskau geboren und studierte dort später an der staatlichen Universität Kunst. Ein weiteres Studium der Malerei bei Professor Angermann in Nürnberg schloss sich an. Heute lebt die Künstlerin in München und Moskau abwechselnd. Zur Erinnerung an ihre glückliche Studentenzeit malte Krasotina einige pittoreske Ecken der Nürnberger Altstadt, was aber eher Ausnahmemotive in dem nach nüchterner Faktizität suchenden Werk der Malerin sind.
Die Bezeichnung „Fragmente“ für in Öl, Acryl oder Gouache gemalte Landschaftsausschnitte wählte Krasotina selbst. Weiter unterteilt wurde in städtische und provinzielle Fragmente. Stadt-Ausschnitte zeigen Randbezirke, Gewerbegebiete und Industriezonen Moskaus oder Straßenszenen der Nürnberger Südstadt. Ländliche Motive thematisieren abgeschiedene russische Dörfer, bisweilen schwach bevölkert durch vereinzelt umherschlurfende Landbewohner. Die Malerin erklärte mir, sie wolle den russischen Alltag in der Provinz so zeigen wie er ist, ohne jede Süßlichkeit und Verklärung.
Katalog zur Ausstellung
→ Katalog als PDF betrachtenDie idyllische, etwas platte „Toskana-Romantik“ ist vielleicht einfacher zu erfassen, doch sicher geht es nicht nur mir so, dass gerade stille Szenen wie abgestellte Züge auf verlassenen Bahngleisen, menschenleere Industrieanlagen im Dämmerlicht und vereiste Straßenzüge zwischen leeren Äckern eine besonders friedliche, fast beruhigende Stimmung hervorrufen. Die Zeit scheint langsamer zu verstreichen, Hektik ist in diesen Bildern nicht auszumachen.
Wer sich darauf einlässt, die Schönheit in der stillen Tristesse und Verlorenheit der magischen Orte Krasotinas zu erspüren, den wird eine ganz wunderbar nostalgische Ruhe erfassen beim Betrachten dieser „poetischen Fragmente“.
Tor am Petrovsky-Boulevard
Stadtskizze
Straße mit gelben Bus
Krutitsky Gasse 4
Etüde mit dem Tor
Frühling im Industriegebiet
Industriezone · Промзона в Люберцах
Ausfahrt freihalten · Машины не ставить
Dorf bei Davidwüste · Деревня у Давидовой пустыни
Früher Schnee in Kolomna · Коломна. Первый снег
Das alte Haus in Letten
Старый дом в Леттене
Mann mit gelber Hose in der Wilhelm-Späth-Straße
Человек в желтых брюках.
Wodanstraße am Sonntag · Воданштрассе в воскресенье
Schienen mit rotem Zug · Железная дорога с красным поездом
An der Pegnitz · На Пегнице
Häuser in der Altstadt · Дома в старом городе
Am Bahnhof · На вокзале
Stillleben mit blauem Buch · Натюрморт с голубой книгой
Stillleben (Weiß, schwarz, rot)
Натюрморт. (Белое, черное, красное)
Blumen am Fenster
Цветы на окне
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