Ausstellungsarchiv
Kunst für Alle!
Ausstellungsdauer: 10. Februar bis 11. Mai 2024
Als ich vor einigen Jahren mit meiner Galerie an den Weinmarkt umgezogen war, stellte sich mein türkischer Nachbar Anil bei mir vor. Der Betreiber einer gut besuchten kubanischen Bar begutachtete interessiert mein Sortiment, bewunderte die Kunst und resümierte dann: „Du bist wie ein türkischer Teppichhändler! Die Kunden können bei dir nicht einkaufen wie in einer Bäckerei. Du kannst nicht jede Minute etwas einpacken, aber ein einziger richtig lukrativer Verkauf im Monat kann schon ausreichen.“
Der Teppichhändler-Vergleich begegnete mir später noch einmal in anderer Form. Ein guter Kunde erklärte mir bei einem seiner Galeriebesuche, dass er heute eigentlich gar nichts kaufen könne, aber mal wieder vorbeisehen wollte. Es sei für ihn so ähnlich wie beim Händler orientalischer Teppiche. Er brauche nicht unentwegt neue Bodenbeläge, aber wenn er mal auf der Suche nach einem schönen Teppich wäre, ginge er zuerst zum Händler seines Vertrauens, den er vorher bei vielen Besuchen schätzen gelernt hätte.
Ich fühlte mich in beiden „Geschichten“ recht wohl, insbesondere weil ich die Besuche bei Teppichhändlern in der Türkei als sehr angenehm in Erinnerung hatte. In meiner Jugend verbrachte ich einige Jahre fast jeden Urlaub in dem damals für mich noch fremdartigen Land. Für handgewebte Kelims fehlte mir als Studentin das Geld, die Teppichhändler hatten aber auch ein breites Angebot an anderen Artikeln für eine orientalische Wohnraumgestaltung. Besondere Freude hatte ich immer an den langwierigen, aber sehr humorvoll geführten Preisverhandlungen. Bis es zum Kauf der bunt gemusterten Kissenbezügen und traumhaft schön gewebten Decken kam, hatte ich viele Gläser schwarzen Tees getrunken und alles über das schwierige Geschäft des Einzelhändlers erfahren. Mit dem letztlich bezahlten Kaufpreis konnten wir beide zufrieden sein.
Für mich stand nach diesen Begegnungen fest, dass ich nicht nur „teure Orientteppiche“ anbieten wollte, sondern auch Bilder und Objekte, die für jeden bezahlbar wären und dennoch besonders und einzigartig. Gerade in der aktuellen Ausstellung gibt es tolle Kunst, die es preislich mit jedem Sofakissen, wenn nicht gar dem Einkauf in einer Konditorei aufnehmen kann. Und wer sich dann doch in den teuren Perserteppich verliebt, muss eben in Verhandlungen treten.
… und weitere 180 Werke in der Ausstellung