Ausstellungsarchiv
Farbholzschnitte
von Heike Küster
Ausstellung von 9. April bis 16. Juli 2021
Ich habe lange überlegt, ob ich für die Einladungskarte ein netteres Kartenmotiv wählen sollte. Ein richtig fröhliches Bild hätte allerdings den Schwerpunkt des Werkes der Hamburger Künstlerin Heike Küster nicht repräsentiert. Heike Küster steht für schwarzen Humor und brisante Themen, die drastisch, dabei höchst ästhetisch in Szene gesetzt werden.
Ihre Protagonisten sind durchweg außergewöhnliche Individuen. Raubeinige Kerle, gerne vom Typ Schwerverbrecher oder wenigstens gewaltbereiter Seeräuber wirken durch die reduzierte Technik des Holzschnitts besonders düster. Auch die Frauen entsprechen nicht den gängigen Klischees der Damen, denen man in Werbebildern und anderen Medien ausgesetzt ist. Weibliche wie männliche schräge Vögel und abgebrühte Gestalten stehen sich in komischen bis tragischen Situationen gegenüber. Küsters Themen reichen vom Geschlechterkrieg über Tierquälerei, Umweltzerstörung, Krankheit, Wahnsinn bis hin zum bitteren Tod. Das klingt erst einmal nicht besonders amüsant - ist es aber dennoch! Darüberhinaus haben die überzeichneten, im Kern sehr treffenden Motive auch etwas Tröstliches an sich, schon allein dadurch, dass die schweren Themen in skurrilen Bildern offen zur Diskussion gestellt werden. Hier wird nichts unter den Teppich gekehrt. Alles erhält eine Chance, verarbeitet zu werden.
Da füttert eine dunkel geschminkte Dame ihre noch schwärzer aussehende Depression (in Gestalt eines Tieres) mit reichlich düsteren Gedanken. „Davon wird sie richtig schön fett!“
Eine stabil gebaute Seemannsbraut mit qualmender Kippe im Mundwinkel weint dem Kerl, der sie verlassen hat, keine Träne nach. Das Bild ist „Aus der Traum“ übertitelt.
Auf den ersten Blick etwas sonniger wirkt da ein mit „Alles ist möglich“ recht optimistisch klingendes Werk: eine kleine Maus fährt ihre kurzen Beinchen in einer Bilderfolge so lange aus, bis ihre scharfen Zähne bequem an die Kirschen im Baum heranreichen – ein unglaubliches Unterfangen!
Stilistisch sind einige Szenen mit Jugendstil-ähnlichen Ausstattungen oder Aufschriften versehen, andere Bilder sind herrlich retro im Stil der 1950er bis 70er Jahre gehalten. Die Technik ist durchweg eine sehr aufwändige Form des mehrfarbigen Holzschnitts. Die Motive sind teils sehr groß und werden von mehreren Druckstöcken per Hand bzw. Falzbein auf fein transparentes Japanpapier übertragen. Die Künstlerin verwendet langsam trocknende Ölfarbe. Neben den schwarzen Konturen tauchen alle Nuancen des Regenbogens auf. Die bizarre Romantik der Farben kontrastiert wunderbar mit den kritischen Bildinhalten.
Besuchen Sie Heike Küsters Ausstellung „Narrenfreiheit“ und erleben Sie die anregende Kraft eines inhaltlich kritischen, in der Darstellung harmonischen und in seiner Wirkung humorvoll zuversichtlichen Werkes.