Ausstellungsarchiv
Weltreligionen
und Aberglaube
Ein Aufruf zu Toleranz
Ausstellung vom 3. Juni bis 1. Juli 2023
Susanne Stiegeler, Susanne Schattman, Ingmar Saal, Theo Noll, Pablo de la Riestra, Karsten Reckziegel, Kurt Neubauer, Lena Krasotina, Michael Jampolski, Christoph Haupt, Fatma Güdü, Gisa Gudden, Johannes Grützke, Tania Engelke, Frank Drechsler, Anton Atzenhofer
Sehr geehrte Damen und Herren,
in der mallorquinischen Hauptstadt Palma entdeckte ich vor vielen Jahren ein Geschäft, das überfüllt war mit Religionssymbolen aller Art. Madonnen standen neben jüdischen Leuchtern und Buddhafiguren. Der Koran, die Bibel und der Talmud teilten sich einträchtig ein Regal. Es gab Schmuckstücke mit Kreuzen, Fatimas Hand, kleinen Marienbildchen, hinduistischen Schriftzeichen und Nazar-Amuletten.
Der Multi-Religionsshop ging allerdings noch einen Schritt weiter. Wer sich in Räucherstäbchenduft hüllen und einen Blick in die Kristallkugel werfen oder das Pendel nach seinem Schicksal befragen wollte, wurde genauso fündig wie Tarot-Kartenleger, Anhänger des Voodoo-Zaubers oder indianischer Kultobjekte. Der gut besuchte Laden stand wohl unter dem Motto „Weltreligionen und Aberglaube“.
Die Mischung war gewagt, legte aber etwas an den Tag, was manchem Gläubigen fehlt, nämlich Toleranz und Offenheit für Andersdenkende. Der in den großen Weltreligionen mitunter vorhandene missionarische Aspekt war dem Geschäftssinn des Ladeninhabers gewichen. Verkündet wurde nicht eine vermeintlich einzige, richtige und alleinige Wahrheit, wie es große Weltreligionen gerne für sich in Anspruch nehmen. Nicht der Gedanke, etwas am besten zu wissen, stand im Vordergrund. Die Zusammenstellung hatte eher die Stimmung von „Whatever works …“!
Unsere Kunstausstellung trägt in diesem Sinn die Arbeiten verschiedener gläubiger und nicht gläubiger Künstler zusammen, die sich mit Religionen beschäftigten, in denen sie aufwuchsen, denen sie sich bewusst zu- oder von denen sie sich abwandten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit können wir nicht erheben, aber ein Anfang ist gemacht und der heiligen, fast mystischen Stimmung dieser Werkschau kann man sich schwer entziehen.
Von außen sieht meine Galerie noch immer aus wie ein netter kleiner Laden. Wer eintritt, findet sich in einer Mischung aus Kathedrale, Synagoge, Moschee und Tempel wieder. Das Beste verschiedener Glaubensrichtungen steht für den Besucher bereit und wer offen dafür ist, kann etwas für sich finden.
Herzliche Grüße
Lydia Schuster